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Auf Wiedersehen, Bremer Medienhaus

Ein Ort für Kreative verabschiedet sich - Abschiedsfeier im Bremer Medienhaus

107 Jahre nach seiner Erbauung endet bald das letzte Kapitel des Bremer Medienhauses - einer echten Ikone der Digital- und Kreativwirtschaft. So sollte das imposante Gebäude im Laufe der Zeit nicht nur die Schwachhauser Heerstraße, sondern auch die gesamte Stadt prägen und nachhaltig verändern. Mit dem geplanten Abriss des Bauwerks verliert Bremen nun bald eine Wirkungsstätte der Kreativität und seinen Ursprung der digitalen Entwicklung. Am 31. August wurde ein letztes Mal mit einem Tropfen Wehmut und Freunden des Hauses angestoßen, um an die legendären Partys anzuknüpfen.

Björn Portillo erinnert sich, wie er 1989 zu einem Vorstellungsgespräch in das imposante Haus eingeladen wurde. Den Eingang des klassizistischen Gebäudes ziert ein magentafarbenes Logo. Portillo bekam an dem Tag die erwünschte Praktikantenstelle bei „Werbedesign Hanke“, die ihn für sein Studium als Grafikdesigner vorbereiten sollte. Mit den Jahren wuchs das von Detlef Hanke gegründete Unternehmen und avancierte zum „Hanke Multimediahaus“, das später nur hmmh genannt und zu der Digitalagentur wurde, die Portillo nun 28 Jahre später als einer von zwei Managing Partnern leitet.

„Das Medienhaus war ein magischer Ort und Inkubationsraum für Kreative und Vorreiter von StartUps sowie Coworking Spaces, wie wir sie heute kennen“, erinnert sich Portillo. Von Katalogen, Werbemitteln und -filmen bis hin zu Computeranimationen sowie ersten digitalen Lösungen wurden im Laufe der Zeit viele verschiedene Projekte umgesetzt. Darunter auch innovative Lösungen wie zum Beispiel Deutschlands erster Online-Shop. Im Zusammenspiel der dort ansässigen Firmen reifte die Idee darüber, was hmmh später werden sollte: ein Pionier der Branche. Portillo ist überzeugt, ein großer Faktor für den gemeinsamen Erfolg spielte das Herz des Hauses – der Empfangsbereich. Ein zentraler Treffpunkt rund um die beliebte Kaffeemaschine: „Es war der Platz, um zusammenzukommen und sich zu unterhalten. Das war gerade wichtig, als wir zusätzliche Büros auf der gegenüberliegenden Straßenseite angemietet hatten.“ Vermutlich ist auch bei einem Gespräch am Kaffeetresen die Idee entstanden, große Datenmengen via Infrarotschnittstellen zu den Büros auf die andere Seite der Schwachhauser Heerstraße zu senden. „Die Internetverbindung war früher recht langsam“, lacht Portillo. Dieser Ort, an dem Vernetzung gelebt wurde, regte nicht nur zu kreativen Ideen an, sondern diente hmmh, mittlerweile in der Überseestadt beheimatet, als Vorbild für die heutige Arbeitsweise in interdisziplinären Teams. „Zusätzlich gibt es im Weser Tower, angelehnt an das Medienhaus, eine eigene Etage mit Kaffeemaschinen, Sitzecken und Konferenzräumen“, sagt Portillo.

Das Bremer Medienhaus hat zu seiner Zeit viel zum Marketing des Unternehmens beigetragen. Es war nicht nur eine beliebte Anlaufstelle für Kunden und Partner, sondern auch für Künstler, die ihre Bilder im Medienhaus ausstellten. Legendär waren auch die Partys, die dort stattfanden. „Was das Studio 54 in den 70ern in New York war, war das Medienhaus in abgeschwächter Form das Bremer Pendant in den späten 90ern“, schwärmt der heutige Managing Partner. Vor allem war das Medienhaus, das anfangs Starthilfe von der Stadt Bremen erhielt, dank seines Erfolgs ein Indikator dafür, dass es richtig ist, in die Kreativwirtschaft zu investieren. „Das versuchen wir so gut wir können, weiterzugeben“, verspricht Portillo.

„Abschließend ist zu sagen, dass mit dem Abriss des Bremer Medienhauses nicht der Geist unseres Unternehmens verschwindet, sondern nur der Ort, an dem seine Geschichte begann. Noch immer mit Pionier- und Erfindergeist, einem zentralen Platz, nur nicht im Eingangsbereich, sondern auf der 12. Etage des Weser Towers, behalten wir unseren Kurs bei. Mit der von fünf auf über 300 Kollegen gewachsenen Mannschaft, blicken wir gemeinsam voller Stolz mit unseren zwanzig Kollegen, die das Unternehmen seit seinem Ursprung im Medienhaus begleiten, mit tollen Erinnerungen an die Zeit zurück“, fasst Portillo zusammen.

Mehr Infos zum Medienhaus gibt es im Beitrag vom Weser Kurier.

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