Omnichannel mal anders: Online-Versender stellen neue Konzepte vor
Im Mai 2019 war es wieder soweit: Das EHI Institut in Köln lud zu den Omnichannel Days 2019 ein. Beide Tage waren vollgepackt mit Vorträgen aus der Praxis des Omnichannel-Handels, gespickt mit großen Namen, wie Otto, Hornbach, Bonprix, ECE und Vielen mehr. Mitten drin auch in diesem Jahr Digitalagentur hmmh, vertreten durch Managing Director Gerd Güldenast, der als Co-Moderator der Veranstaltung auftrat.
Was kann man daraus lernen, wenn zwei Tage lang viele Online- und Offline-Retailer aufeinandertreffen und sich zum Thema Omnichannel austauschen? Wohl zuallererst, dass es große Unterschiede gibt, wie dieses Thema angegangen wird. Wie das EHI Institut feststellte, kommen mehr als 80% der Händler, die heute Omnichannel anbieten, aus dem „Brick and Mortar“ Geschäft, bei dem der Kundenkontakt nur in Geschäfts- und Verkaufsräumen stattfindet. Nur 10% sind Online Pure Player. Eine der spannendsten Perspektiven war der Einblick, wie Versender heute den physischen Store mit neuen frischen Ideen angehen und auch komplett neu denken können.
Bonprix mit radikalem Pilotstore-Konzept
Das beste Beispiel hierfür war der Vortrag von Daniel Füchtenschnieder, Geschäftsführer von Bonprix Retail: Anschaulich legte er die radikalen Konzeptbrüche dar, inwieweit sich der Bonprix Fashion Connect Pilotstore von klassischen Retail Outlets unterscheidet.
Beispielsweise gibt es ein Checkin beim Betreten des Pilotstores, wodurch eine Personalisierung der Beratung und des Angebots erfolgt. Die nur einmalig im Store vorhandenen Styles werden bei Interesse vom Kunden selbst gescannt. Über die dazugehörige App erfolgt die Buchung der Anprobe-Styles - gleichzeitig wird der Bring-Service zur Anprobe informiert. Passt das gewünschte Kleidungsstück, kann es beim Self-Checkout über Online Payment bezahlt werden.
Das auf 200 Styles limitierte Sortiment im Store, sorgt für eine schnellere Rotation der Ware und ist somit angepasst auf die Schnelllebigkeit von Modetrends. Hierdurch kann die Kundin immer wieder ein neues persönliches Erlebnis im Store haben, welches über Ihrer Erwartung liegt. Damit wird dem Anspruch „Kaiserin Kundin“ Rechnung getragen.
Hornbach und die Omnichannel-Infrastruktur
Ingo Leiner, Vorstand für Logistik bei Hornbach, betrachtet Omnichannel aus einem anderen Blickwinkel. Für ihn besteht die logistische Herausforderung im Omnichannel-Business nicht nur daraus, aus einem Lager heraus zu liefern, sondern jeden Hornbach-Store als ein Auslieferungslager anzunehmen und erfolgreich in das Logistik Netzwerk des Unternehmens zu integrieren. Hornbach gelingt dieses überaus erfolgreich. Wieso? Sie entwickeln ihre Omnichannel-Services eben mit genau den Menschen, die am nächsten am Geschehen dran sind: Mit den Kunden und mit den Hornbach-Mitarbeitern im Store. So werden schnelle Lösungen pilotiert, die bei Erfolg ausgerollt werden können.
Weitere Highlights des Events
In den zwei Tagen folgten noch weitere hochkarätige Vorträge und Praxisberichte. So konnten die Besucher des Events erfahren, wie Adler Mode mittels künstlicher Intelligenz Preise und Bestände optimiert und welche Strategien die Shopping-Mall-Betreiber, ECE, verfolgen, um der Digitalisierung des Handels zu begegnen. Zusätzlich stellten Lösungsanbieter ihre Produkt- und Serviceinnovationen vor, die heute die wesentlichen Bausteine sind, aus denen Omnichannel-Shoppingerlebnisse entstehen können: Beispielsweise zeigte SAP die Analyse- und Forecast-Möglichkeiten, die mittels Qualtrics nun Omnichannel-Retailern zur Verfügung stehen. Es gab nicht nur Big Player, die überrascht haben. Das innovative Startup, aifora, präsentierte seinen AI-Algorithmus zur Preisoptimierung für Händler.
Insgesamt waren es zwei Tage, vollgepackt mit wertvollem Content und spannenden Insights: State-of-the-Art des Omnichannel-Commerce.