Self Tracking und Wearables
Es ist 07:30 Uhr, die Sleepbot App meines iPhones weckt mich auf - der Schlafphasen-Wecker hat meinen Schlafrythmus entsprechend analysiert und so den perfekten Moment zum Aufstehen automatisch festgelegt. Nächster Tagespunkt ‚Frühstück‘: Hier präsentiert mir meine Fitness-App welche Kalorien empfehlenswert sind. Super! Rein damit, schnell noch ein Foto gemacht und samt #Hashtag auf Instagram gepostet.
Auf dem Weg zur Arbeit zeichnet die Moves App mein Bewegungsprofil auf, Spotify empfiehlt basierend auf meinen Hörgewohnheiten gelungen den nächsten Track. Dann im Büro angekommen, lasse ich meine ‚Produktivitätskurve‘ über den Tag aufzeichnen - mal sehen was sich hier noch optimieren lässt.
Sportlicher Ausgleich nach der Arbeit darf natürlich nicht fehlen - die große Feierabend-Runde entlang der Weser zeichnet die Runkeeper App auf den Meter genau auf. Um mein Handgelenk trage ich außerdem die nächste Generation Technologie, ein „Wearables“. Es zeichnet meine körperliche Aktivität auf und spielt mir dabei die Daten in grafisch ansprechender Form über die zugehörige App zurück. Diese Information teile ich schließlich nicht nur mit dem Hersteller selber sondern auch mit meinen Freunden. Vernetzung ist mir wichtig und erhöht außerdem den Spaßfaktor. Kurz bevor ich dann in mein Bett springe, zücke ich ein letztes Mal mein Smartphone, den Tag in der Daily App rekapitulieren - hier wird mir gleich noch eines meiner Fotos vom heutigen Tag als Cover empfohlen. Well Done.
Diese vielleicht etwas intensiv wirkende User-Journey eines jungen Technologie-, Fitness- und Gesundheits-Enthusiasten zeigt mögliche Berührungspunkte mit dem Thema Self Tracking auf.
Die Beweggründe, warum wir diese Dienste und Tools zunehmend nutzen, sind durchaus unterschiedlich. Versuchen einige sich mit Hilfe der digitalen Möglichkeiten tatsächlich in einigen Lebenslagen zu optimieren, suchen andere die Vernetzung, Unterhaltung durch Gamification oder auch einfach nur eine Motivation die ihnen verhilft loszulegen.
Doch warum machen wir das, warum geben wir immer mehr persönliche Daten von uns preis (gerade im Zuge der Politisierung des Themas über die vergangenen Jahre, mit Gipfel im letzten Jahr) und jetzt noch eine weitere Dimension, der eigene Körper? Es wird aufgezeichnet, verglichen und vorgeschlagen wie die Weltmeister. Die gefühlte Erweiterung unserer Sinne, biometrische Informationen und Bodyperformance sind einfach zu spannende Themen. Persönliche Erfolge zu feiern, Ziele zu haben und das analoge Leben digital zu dokumentieren, feuern den Self-Tracking-Trend außerdem an. Apple wird vermutlich mit dem kommenden Health Kit den Markt noch weiter öffnen und dabei ganz bestimmt neue Geschäftsmodelle in der Welt der Medizin und Fitness ermöglichen. Hier sind Use Cases denkbar, die neben dem reinen sammeln von Daten einen weiteren Nutzen mit sich bringen - zum Beispiel könnten Werte wie der Blutdruck des Patienten direkt an den behandelnden Arzt weitergeleitet werden.
Der Trend rund ums Self Tracking dient nicht nur dazu, schnell weitere Daten in die sammelwütigen Hüte der Gatekeeper einzuspielen. Es geht um die zunehmende Vermessung unseres Selbst und den Wunsch nach neuen Erkenntnissen und Möglichkeiten ein gesünderes und aktiveres Leben zu führen. Die Technologie begleitet diesen Wunsch und schafft neue Berührungspunkte für Marken und Dienste mit dem Anwender oder Konsumenten in Interaktion zu treten. Ich wurde zu diesem Thema vor kurzen vom regionalen Fernsehen begleitet.